
Depressionen erkennen und behandeln – ein stiller Schmerz mit vielen Gesichtern
Depression ist mehr als nur Traurigkeit. Sie ist eine psychische Erkrankung, die das gesamte Leben verändern kann – das Denken, Fühlen, Handeln und sogar den Körper. Sie kann sich leise anschleichen oder plötzlich auftreten. Und: Sie ist behandelbar.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Depressionen entstehen, welche Formen es gibt und wie die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie – insbesondere durch die Arbeit mit unbewussten inneren Konflikten – helfen kann.
Wie zeigt sich eine Depression?
Depressionen können viele verschiedene Gesichter haben. Häufige Symptome sind:
- Anhaltende Niedergeschlagenheit oder innere Leere
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Schuldgefühle, Grübelzwang, Selbstzweifel
- Schlafprobleme, körperliche Beschwerden
- Rückzug aus sozialen Kontakten
Wichtig: Eine Depression ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist eine Erkrankung, die viele betrifft. Und sie ist behandelbar.
Warum entsteht eine Depression?
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass depressive Symptome Ausdruck von inneren seelischen Konflikten sind – oft unbewusst. Diese Konflikte können in früheren Beziehungserfahrungen oder unbewältigten Lebenssituationen verwurzelt sein.
Der depressive Grundkonflikt: Versorgung vs. Autarkie
Ein häufig zugrundeliegender innerer Konflikt bei Menschen mit Depression ist der sogenannte „Versorgungs–Autarkie-Konflikt“, wie ihn die OPD-3 (Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik) beschreibt.
Dabei ist nicht etwa beides – der Wunsch nach Nähe und der Wunsch nach Autonomie – gleich stark. Vielmehr ist eine Seite stark im Vordergrund, während die andere unbewusst abgewehrt wird. Genau diese einseitige Fixierung führt zu innerer Spannung – und kann sich schließlich in Symptomen äußern.
Zwei typische Beispiele:
1. Eine Person ist stark auf dem Versorgungs-Pol fixiert: Sie fühlt sich nur dann wertvoll, wenn sie für andere da ist, pflegt, organisiert, hilft. Eigene Bedürfnisse bleiben dabei oft auf der Strecke – das führt langfristig zu Erschöpfung, Leere oder Überforderung.
2. Eine andere Person lebt scheinbar völlig auf dem Autarkie-Pol: unabhängig, eigenständig, bloß niemanden brauchen – oft aus Angst, verletzt oder enttäuscht zu werden. Der Wunsch nach Nähe wird unbewusst abgewehrt, was zu Einsamkeit, innerer Kälte oder Rückzug führen kann.
Der eigentliche Konflikt liegt in der Spannung zwischen Nähe und Selbstständigkeit – nicht in deren Gleichzeitigkeit, sondern in der Verdrängung eines bedeutsamen Anteils. Das unterscheidet diesen Konflikt z. B. vom Nähe-Distanz-Konflikt, bei dem Beziehung selbst ambivalent erlebt wird. Im Versorgungs–Autarkie-Konflikt besteht zwar Bindung – aber die Art, wie diese Bindung gestaltet wird, ist stark innerlich geregelt.
In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie geht es darum, diese innere Fixierung zu erkennen, die abgewehrte Seite des Konflikts vorsichtig wieder erlebbar zu machen – und so mehr emotionale Flexibilität und Selbstfürsorge zu entwickeln.
Typische psychodynamische Muster bei Depressionen
In der tiefenpsychologischen Arbeit sehen wir häufig:
- Wendung gegen das Selbst: Gefühle wie Wut oder Enttäuschung, die sich nicht ausdrücken durften, richten sich gegen die eigene Person. Das kann zu Selbstabwertung und Schuldgefühlen führen.
- Unbewusste Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Idealisierung oder Überanpassung – Strategien, die einmal hilfreich waren, jetzt aber Leiden verursachen.
- Innere Leere als Folge ungelebter Gefühle oder unterdrückter Bedürfnisse.
Welche Formen von Depression gibt es?
- Episodische Depression (unipolar): depressive Phasen, oft über Wochen oder Monate
- Dysthymie: eine anhaltend gedrückte Stimmung über Jahre hinweg
- Bipolare Störung: Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen
- Wochenbettdepression: nach der Geburt eines Kindes
- Saisonale Depression (SAD): verstärkt im Herbst/Winter, durch Lichtmangel
Wie hilft tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?
- Die Erforschung unbewusster innerer Konflikte (z. B. Versorgung vs. Autarkie)
- Das Erkennen und Verstehen biografischer Prägungen
- Die Bearbeitung alter Verletzungen und Beziehungserfahrungen
- Die Entwicklung eines neuen, mitfühlenden Umgangs mit sich selbst
- Langfristige emotionale Stabilisierung und Selbstentwicklung
In unserer Praxis in Wedemark begleiten wir diesen Prozess einfühlsam, in einem geschützten therapeutischen Rahmen – auf Wunsch auch mit tiergestützter Unterstützung durch unseren Therapiehund Elvis.
Fazit: Depression verstehen, ernst nehmen – und heilen
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Über mich – Stephanie Deest-Gaubatz
Psychotherapie mit Herz und Leidenschaft Mein Weg in die Psychologie begann mit einem Bachelor-Studium der Wirtschaftspsychologie (2010–2015), gefolgt von einem Master-Studium in Allgemeiner Psychologie (2015–2017). Diese fundierte Ausbildung erweiterte ich durch eine dreijährige [...]
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